Im vorherigen Beitrag über die Nicht-Selbst-Themen hatte ich zum Schluss die Autoritäten des Human Design angesprochen.
Was sind diese Autoritäten des Human Design? Was verraten sie mir?
Gute Frage! Die eigene Autorität ist ein sehr wichtiger Schlüssel und ein zentrales Element im Human Design. Lass uns den Dingen also auf den Grund gehen! 🙂
Inhaltsverzeichnis
Was sind die 6 Autoritäten des Human Design?
Im Human Design beschreibt deine Autorität die Art und Weise, mit der du aus deiner Körperintelligenz heraus die richtigen Entscheidungen triffst.
Jeder Mensch ist laut Human Design System ein hochentwickeltes und komplexes energetisches Feld, das aus mehreren Schichten besteht. Leider hat uns bei unserer Geburt niemand die Bedienungsanleitung gegeben…
Während du zu jeder Zeit und an jedem Ort in deinem Leben mit einem feinen GPS ausgestattet bist, das dir immer den für dich „richtigen“ Weg zeigt, weißt du vielleicht nichts davon und fühlst dich manchmal verloren.
Dieses feine GPS-System, deine „Innere Autorität“, wollen wir uns jetzt genauer anschauen.
Die Autoritäten des Human Design
Deine innere Autorität kann in einem von folgenden fünf Zentren liegen:
- Solarplexus-Zentrum
- Sakral-Zentrum
- Milz-Zentrum
- Herz-Zentrum
- G-Zentrum
Die Zentren sind hierarchisch geordnet. Das bedeutet, wenn das Solarplexus-Zentrum in einem Chart definiert ist, ist es automatisch auch die innere Autorität der entsprechenden Person – ganz egal, wie viele andere Zentren noch definiert sind.
Ist dagegen z.B. das Solarplexus-Zentrum undefiniert und das Sakral-Zentrum definiert, ist automatisch das Sakral-Zentrum die innere Autorität.
(Man beachte hier: Alle diese Autoritäts-Zentren liegen unterhalb des Kopfes – eine wirklich gute Entscheidung kommt laut Human Design also nicht aus dem Verstand / Kopf 😊 )
Selten gibt es auch die äußere Autorität. Dann liegt die Autorität in keinem Zentrum, sondern in Prozessen, die durch die Umgebung beeinflusst werden.
Was bedeutet es, wenn die Autorität in den verschiedenen Zentren liegt?
Wir schauen uns die Autoritäten des Human Designs jetzt mal genauer an!
Bist du bereit? 🙂
Emotionale Autorität (Solarplexus): Gefühle entscheiden
Ist das Solarplexus-Zentrum definiert, ist die innere Autorität automatisch die emotionale Autorität.
Zur Beschreibung dieser Autorität wird oft das Bild eines Entdeckerschiffes im Sturm verwendet. Zu Beginn einer frisch anstehenden Entscheidung reißen der wilde Wind und die hohen Wellen (a.k.a. die turbulenten Emotionen) das Schiff (den Entscheider mit emotionaler Autorität) über das Meer. An Steuern oder Kontrolle der Emotionen ist in diesem Moment noch nicht zu denken.
Aber mit der Zeit flacht der Sturm wieder ab und das Schiff ist vielleicht in der Nähe eines vertrauten Hafens oder vor einer schönen, unbekannten Insel (einer ganz neuen Entscheidungsmöglichkeit) gelandet. Vielleicht ist es auch immer noch irgendwo mitten auf dem Ozean. Aber zumindest kann das Schiff jetzt einen klaren Kurs setzen – auch wenn es keine Garantie auf gutes Wetter hat.
Damit eine Entscheidung nicht mitten im größten Unwetter (emotionalen Chaos) getroffen wird, ist es für Menschen mit Solarplexus-Autorität wichtig, vor Entscheidungen abzuwarten und Zeit vergehen zu lassen. Hier gilt es, mindestens eine Nacht über wichtigere Entscheidungen zu schlafen. Vor besonders großen Entscheidungen kann es auch deutlich länger dauern, bis die „Ruhe nach dem Sturm“ a.k.a. emotionale Klarheit gefunden werden kann.
Die emotionale Autorität ist dabei nie zu 100% klar / logisch und wird den Verstand wahrscheinlich nie vollständig befriedigen.
Sakrale Autorität (Sakral-Zentrum): Bauchgefühl entscheidet
Ist das Solarplexus-Zentrum undefiniert und das Sakral-Zentrum definiert, liegt eine sakrale Autorität vor.
Die sakrale Autorität steht ausschließlich Generatoren und MGs zu, denn hier geht es um das gute, alte Bauchgefühl, das eng mit einem definierten, sakralen Zentrum verknüpft ist.
Die innere Führung bei der sakralen Autorität kommt von einer inneren Stimme in der Bauchgegend und drückt sich als unmittelbare Empfindung von „mhm“ (zustimmend) oder „näää“ (bzw. „nnhnnh“) (ablehnend) aus.
Da diese beiden Empfindungen entweder in die zustimmende Richtung („mhhmm“) oder in die ablehnende Richtung („näää!“) gehen können, bietet es sich bei Menschen mit sakraler Autorität an, ihnen Ja-Nein-Fragen zu stellen. Denn die sakrale Energie zeigt sich am deutlichsten, wenn man ihr die Möglichkeit gibt, zu antworten / reagieren:
Habe ich heute Lust auf Pizza? …Näää….
Habe ich heute Lust auf Pasta? …Mhhmm…
Okay, dann gibt’s Pasta!
Oft kann man auch schon anhand der Mimik und Gestik erkennen, in welche Richtung es einen Menschen mit sakraler Autorität zieht.
Anders als bei der emotionalen Autorität ist hier also kein langes Abwarten nötig, sondern nur das Stellen präziser Fragen. Man muss dem sakralen Zentrum die Möglichkeit geben, reagieren zu können.
Trotzdem gibt es hier einen Fallstrick, denn Konditionierung überlagert oft das Gefühl aus der Bauchregion. Viele von uns haben verlernt, auf ihr Bauchgefühl zu hören und folgen viel lieber den Dingen, die der Kopf für vernünftig hält.
Milz-Autorität (Milz-Zentrum): Instinkte entscheiden
Ist sowohl das Sakral- als auch das Solarplexus-Zentrum undefiniert, aber das Milz-Zentrum definiert, liegt eine Milz-Autorität vor.
Die Milzautorität ist damit ausschließlich Manifestoren und Projektoren vorbehalten.
Milzautoritäten sind instinktiv. Und genauso, wie man sich das vom klassischen Ur-Instinkt vorstellt, ist die Milzautorität blitzschnell und sagt uns einmalig, was jetzt sofort zu tun ist.
Das klassische Beispiel für eine gesunde Reaktion der Milzautorität ist es zum Beispiel, wenn eine Person mit Milzautorität gerade anfangen will, in ein leckeres Brot zu beißen und es dann urplötzlich weglegt und sagt: „Irgendwas ist nicht gut daran.“
Da hat sich dann die Milzautorität gemeldet und schon irgendeinen ganz feinen Geruch wahrgenommen, der bewusst noch gar nicht im Verstand des Essers angelangt ist, aber der Milz schon deutlich sagt, dass dieses Brot schlecht ist.
Jetzt könnte diese Person anfangen zu zweifeln, das Brot nochmal hochheben und denken: „Naja, was soll denn schlecht daran sein. Ist ja kein Schimmel dran.“ Hier schaltet sich also der Verstand ein und könnte eine Person, die nicht gelernt hat, mit ihrer Milzautorität umzugehen, leicht umstimmen, das Brot doch zu essen. Denn die Milz meldet sich nur einmal und das eben blitzschnell.
In unserer heutigen Gesellschaft haben es Menschen mit Milz-Autorität nicht leicht, denn viele Entscheidungen müssen lange vor dem eigentlichen Event getroffen werden (Wann mache ich Urlaub?, Wann gehen wir Essen?, Kaufen wir das Haus?, …) Aber so funktioniert die Milz-Autorität leider nicht, denn sie basiert auf feinsten Wahrnehmungen im jetzigen Moment.
Willenskraft-Autorität Manifestoren (Herz-Zentrum): Herzenswünsche entscheiden
Sind das Sakral-, Solarplexus- und Milz-Zentrum undefiniert und das Herz-Zentrum mit dem Kehl-Zentrum verbunden, spricht man von Herz- oder Willenskraft-Autorität.
Die Willenskraft-Autorität ist -wie du dir vielleicht schon vorstellen kannst- eher selten.
Menschen mit definiertem Herzen neigen ganz natürlich dazu, besonders willensstark zu sein. Ähnlich wie bei dem Bauchgefühl mit „mhm“ (Zustimmung) und „nää“ (Ablehung) weist auch bei dieser Autorität ein klares Ja (Zustimmung) oder Nein (Ablehnung) auf die richtige Entscheidung hin, nur bei der Willenskraft-Autorität kommt die Stimme aus dem Herz-Zentrum und nicht aus dem Bauch.
Diese „Stimme des Herzens“ wird an das Kehl-Zentrum weitergeleitet und möchte ausgedrückt werden. Für Menschen mit Willenskraft-Autorität ist es damit besonders spannend zu schauen, was genau sie sagen, wenn sie ihre Ausdrucksweise / das Gesagte nicht kontrollieren bzw. sich in ihrem Sprechen nicht durch die Erwartungen anderer beeinflussen lassen.
Der Schlüssel im Umgang mit der Willenskraft-Autorität liegt also tatsächlich vor allem in das Vertrauen der eigenen (unkonditionierten) Stimme, die die Energie des Herzens ausdrückt.
P.S. Es gibt auch eine Willenskraft-Autorität („Ego Projected“) für Projektoren (Verbindung zwischen Herz- und Identitäts-Zentrum). Diese innere Autorität ist sehr selten und beinhaltet eher die tiefen Herzenswünsche eines Menschen, die sich als eine Art innere Werte- oder Moralvorstellung ausdrücken.
Identitäts-Autorität (G-Zentrum): Das tiefe Selbst entscheidet
Sind das Sakral-, Solarplexus- und das Milz-Zentrum undefiniert und das G-Zentrum mit dem Kehl-Zentrum verbunden, spricht man von der Identitäts-Autorität bzw. der Autorität aus dem Selbst.
Im Gegensatz zu all den anderen, vorher genannten Autoritäten, ist die Identitäts-Autorität eine sehr feine, subtile Autorität und wohl diejenige, die am schwersten beschreib- und nachvollziehbar ist.
Die Identitäts-Autorität entspringt dem definierten G-Zentrum und wird von tiefen Sinnfragen wie „Wer bin ich wirklich?“, „Was ist meine Rolle auf dieser Erde?“ und „Was bedeutet Liebe für mich?“ geleitet. (Achtung: Mit Liebe ist hier nicht die feurige, romantische Liebe aus dem Solarplexus gemeint, sondern viel eher eine bedingungslose, universelle Liebe.)
Menschen mit Identitäts-Autorität wissen einfach, was die richtige Entscheidung für sie ist, denn wenn eine Entscheidung im Einklang mit der Identitäts-Autorität getroffen worden ist, überkommt sie ein tiefes Gefühl des Wohlbefindens.
Da die Identitäts-Autorität so sanft und ohne Training eher schwer wahrnehmbar ist, ist es für Menschen dieser Autorität besonders wichtig, sich nicht in den Prozess der Entscheidungsfindung rein reden zu lassen. Auch wenn die Ratschlägen anderer Menschen gut gemeint sind, stören sie die Verbindung mit dem eigenen Selbst. Besser ist es deshalb, sich an einen ruhigen und sicheren Ort zurückzuziehen und tief in sich hinein zu fühlen.
Äußere Autorität: Der Prozess entscheidet
Sind entweder alle Zentren undefiniert (lunar), oder nur das Kronen-, Verstand- und Kehl-Zentrum definiert (mental), wird von der äußeren Autorität gesprochen.
Diese Autorität ist Reflektoren (lunar) und Projektoren (mental) vorbehalten und ist in sofern einzigartig, als das es keine innere Autorität gibt, die die Entscheidungsfindung beeinflusst.
Viel eher geht es darum, eine Entscheidung sorgfältig und über einen längeren Zeitraum (für lunare Autoritäten idealerweise 29 Tage, also einen ganzen Mondzyklus lang) hinweg zu „durchfühlen“, denn sie wird durch alle Prozesse in der Umgebung beeinflusst. Auch Gespräche mit anderen Menschen sind hier einer der Schlüssel zur Entscheidungsklarheit.
Nach dem Eintauchen in so viele verschiedene Energien, hat der Entscheider ein extrem breites Spektrum an verschiedenen Blickwinkeln und Meinungen parat. Daraus wird sich die richtige Entscheidung dann herauskristallisieren.
Ein gutes Bewusstsein für die Umwelt und ein feinfühliges Gespür für die tagtäglichen Energien sind hier von zentraler Bedeutung für alle größeren Entscheidungsprozesse.
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So, das waren die Autoritäten des Human Design. Zusammen mit der typabhängigen Strategie spielt deine Autorität eine zentrale Rolle im Human Design. Für Interessierte gibt es auch noch ein sehr schönes, sehr kurzes Video über Strategie und Autorität von Ra Uru Hu hier auf Youtube.
Wenn du deiner persönlichen Strategie und Autorität folgst, bist du schon auf einem sehr guten Weg, dein Design zu leben. Der Rest ist dann nur noch „Finetuning“. 😉
Ich hoffe, du hast bisher schon mal ein etwas besseres Verständnis für dein Human Design Chart und dein Design als solches gewinnen können. 🙂 Wie immer gilt: Es braucht achtsames Beobachten, Selbstexperimente und Zeit, um das Human Design wirklich (auf tieferen Ebenen) verstehen zu lernen.
Bevor wir weiter machen, lass uns einmal alles Bisherige zusammenfassen. Ich weiß, es war eine Menge Input.
Zusammenfassung der bisherigen Human Design Reihe
Bisher hast du deinen Bodygraphen zur Hand und weißt, zu welchem der fünf Typen du dich zuordnen kannst.
Außerdem weißt du, was die Eigenschaften deines Human Design Typen sind und wie dieser mit den neun Zentren zusammenhängt.
Du hast gelernt, was deine optimale Strategie ist, was dein Nicht-Selbst-Thema bedeutet und wie du über deine Autorität Entscheidungen aus deiner Körper-Intelligenz heraus triffst.
Damit bist du bereit für die nächsten Kapitel! 🙂
Wenn du Spaß daran hast, kannst du dir natürlich auch gerne mal die Bodygraphen deiner Familienmitglieder, Freunde oder Kollegen ausgeben lassen und schauen, ob ein paar der genannten Eigenschaften auf sie zutreffen bzw. ob du durch das bisher beschriebene vielleicht schon etwas mehr Verständnis für ihre Einzigartigkeit entwickeln konntest.
Manchmal ist es allerdings so, dass Konditionierung unsere eigentlichen Eigenschaften (unser Wesen by Design) überschattet. Das kann uns klein halten und dazu führen, dass wir uns irgendwie fehl am Platze fühlen.
Damit lass uns gleich weiter machen mit den 6 Linien und den 12 Profilen des Human Design!
Vielen lieben Dank für dein Engagement und die Aufbereitung deiner Inhalte! Ich habe mein Chart vor mir liegen und bin gerade etwas ratlos/verwirrt oder gar verwundert – Was, wenn alle Zentren (ausser Wurzel) aktiviert sind? Von welcher Autorität wird man dann gelenkt oder greifen dann alle ineinander?! Ich freue mich über deine Antwort, LG Mel
Hallo liebe Mel und erstmal vielen Dank für deine lieben Worte. 🙂
Wenn du alle Zentren aktiviert außer der Wurzel definiert hast, ist deine vorherrschende Autorität sehr wahrscheinlich die emotionale Autorität (definiertes Solarplexus-Zentrum), richtig? (Also die Autorität, die in deinem Chart steht unter „Innere Autorität“ steht.)
Bei den Autoritäten handelt es sich um die Art und Weise, wie wir aus unseren Körperwahrnehmungen heraus ideale Entscheidungen treffen können. Dabei können wir uns natürlich vor allem auf die Teile in uns verlassen, die im Laufe unserer Leben immer gleich und zuverlässig sind (also die definierten Zentren bzw. bei Reflektoren und manchen Projektoren die Tatsache, dass keine der Autoritäts-Zentren definiert sind).
Nun sind die „Stimmen“ der verschiedenen Autoritäts-Zentren aber unterschiedlich „laut“. Die emotionale Autorität aus dem Solarplexus-Zentrum ist die „lauteste“ – sie können wir am einfachsten wahrnehmen bzw. „hören“. Ist das Solarplexus-Zentrum definiert, ist die emotionale Autorität deswegen automatisch die überwiegende Autorität in einem Chart – egal, wie viele andere Zentren definiert sind.
Ist das Solarplexus-Zentrum undefiniert, aber alle anderen Zentren sind definiert, ist die sakrale Autorität die nächst „laute“… und damit die überwiegende Autorität. Und so geht das weiter.
Die Reihenfolge der Autoritäten in diesem Beitrag entspricht dabei schon der Reihenfolge der „Lautstärke“ der Autoritäten.
War diese Erklärung hilfreich? Bzw. macht das mit den Autoritäten und definierten Zentren jetzt etwas mehr Sinn? Falls nicht, sag gerne nochmal Bescheid, dann probiere ich nochmal, andere Worte zu finden. 🙂
Viele liebe Grüße und einen wunderschönen Sonntag!
Cati